Conbericht zum Weggefährten 6

Aus dem Reisetagebuch einer Druidin

Führwahr ein seltsamer Ort inmitten des kargen Smedi-Massives, an den es unsere kleine Expeditionsgruppe von rund 20 Recken am Pach Lukemont S¦star 463TR verschlagen.
Doch war es vielleicht genau jene Abgeschiedenheit, die Meistermagier Nem¨lzar für diese, seine ganz besondere €žStätte der Bildung€œ gesucht haben mag.
Die steinernen Hallen der Zitadelle ruhen nämlich versteckt in einem alten Bergwerk fernab von Sonnenstrahl oder all zu neugierigem Blicke.

Vielfältig waren die Beweggründe dem Geheimnis, was diese Zitadelle barg (und in Teilen wohl weiterhin noch bergen mag) nachzuspüren. So trieben die Einen Wissensdurst, Abenteuerlust oder Neugier, andere die Besorgnis und auch von manch wertvollem Schatz wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt.

Aller spätestens durch des Elfenbotschafters eindringliche Rede wurde einem jeden die Gefahr der anstehenden Unternehmung klar vor Augen geführt. Um es in Anlehnung an Ardians spätere Worte zu sagen, war es sicher alles andere als klug, das unterirdische Reich eines Meistermagiers zu betreten, aber dennoch wohl notwendig, wollte man die eigenen Ziele nur beharrlich verfolgen€¦

So wurde bereits im Vorfeld über die Abwesenheit von heimischen Recken, insbesondere die des Gelehrten Kolarius debattiert, Sicherheitsmaßnahmen diskutiert und Riten des Schutzes gewirkt.

Es mögen weit mehr als ein Dutzend Schritt gewesen, die uns die unzähligen, steinernen Stufen in die kühle und dunkle Tiefe der Erde führten.
Ein Gewirr an Gängen einzig erhellt durch den Schein unserer Laternen.
Wind heulte beharrlich durch die schier bodenlosen Luftschächte, doch ansonsten schien unsere Ankunft eher unbemerkt geblieben, da keine Spur von Magier oder sonstigem Wesen.
Schnell und unbehelligt drangen wir in unbekannte Tiefen. -
Äußerst verdächtig, lief doch bis hierhin alles ein wenig zu glatt und einfach€¦

Bald darauf war der erste Raum erreicht und sein massives Türblatt genauso sorgfältig verkeilt, wie der weit über uns liegende oberirdische, geheime Zugang.
An der Wand, nahe einer zweiten Tür, prangte ein blutrotes Pergament.
Es warnte all jene, welche körperlich schwach oder gar ängstlich die Gewölbe weiter zu betreten, denn sie seien des Todes, forderte aber zugleich mutige, entschlossene Recken auf, sich den Prüfungen Nem¨lzars zu unterziehen und voranzuschreiten.
Wie töricht zu glauben unsere Anwesenheit sei bisweilen unentdeckt - nein im Gegenteil, man erwartete uns€¦

Grad als diese Botschaft verlesen, wurden mit mal Geräusche und Stimmen jenseits der zweiten Türe laut. Heulen, Zetern, Schlurfen, Türenschlagen€¦
Doch kamen wir zunächst nicht dazu nachzusehen, denn ein Magieradept betrat hinter uns den Raum. Ein junger Abgesandter der Akademie der Zweifel zu Motrolostigo und von Kolarius geschickt uns zu begleiten, so wir uns entschieden die Herausforderung Nem¨lzars, für die wir itzo allesamt angereist, anzunehmen.

Irgendwie erschien mir der junge Mann in seiner reich bestickten Robe ein wenig nervös, was angesichts des anstehenden Vorhabens aber auch nicht weiter verwunderlich.
Erinnerte mich doch sein Verhalten stark an jene merkwürdige €žZerrissenheit€œ, die ich auch schon bei Kolarius vernommen. Einerseits Initiant dieser ungewöhnlichen Expedition und begierig darauf zu erforschen und erfahren, andererseits zu tiefst besorgt, dass tatsächlich Recken bereit, sich in seinem Namen, dieser Sache anzunehmen; Kann ich mich doch gut seiner warnenden Worte an einem Tavernenabend in Etraklin zurückerinnern€¦
Nun vielleicht eine Eigenart der Akademie alles und jedes in Frage zu stellen, möchte nicht sagen anzuzweifeln, selbst wenn`s im Falle des jungen Adepten nun die eigene Courage.

Bald gingen die Ersten die weitere Umgebung zu erkunden und wurden umgehend auch mit einer der Unannehmlichkeiten von Meistermagiers Zitadelle konfrontiert.
Ein leises Klicken, ein blauer Lichtblitz und schon wirkte ein Schlafzauber auf jene, welche sich all zu unvorsichtig dem nächsten Durchgang und damit der Quelle der Geräusche und krakeelenden Stimmen genähert.
Die Aufmerksamkeit nach vorn auf das Geschehen gerichtet achtete verständlicherweise niemand mehr auf die rückwärtige Tür, bis diese gleich mehrmals laut scheppernd ins Schloss fiel, schlussends nicht mehr zu öffnen.

Wie war so etwas möglich? - Ach ja, die reine Magie!
Oder krauchte da gar noch anderes im tarnenden Mantel der Dunkelheit?
Ich könnte schwören, kurz nach diesem Ereignis so etwas wie einen schwarzen Schatten an der hinteren Wand gesehen zu haben, doch täuschte sich mein Auge, denn da war rein nichts und niemand. Dennoch hielt sich seither das beklemmende Gefühl fortwährend verfolgt, zumindest aber beobachtet zu werden.

Während die Letzten noch in geduckter Haltung dem blauen Lichtblitz der Schlafzauber-Falle zu entgehen versuchten und Schlafende, die den schmalen Durchgang blockiert, wieder geweckt, waren andere schon in den nächsten Raum voran gedrungen.

Hier tummelte sich zu unserem großen Erstaunen eine ganze Orkhorde vor einer verschlossenen Tür, denn der Durchgang würde erst freigegeben sein, wenn die Rätsel des Konstruktes, in Erscheinung einer holden, weis(s)en Maid, richtig beantwortet.

Diese Muße hatten die ungestümen Orks freilich nicht. Doch blieben sie trotz der vielen Menschen ringsum erstaunlich gelassen und friedlich. Mehr als Drohgebärden, gelegentliches Knurren und kleinere Rangeleien unter ihresgleichen gab es nicht zu verzeichnen.
Schließlich zogen sie sich, in der Hoffnung auf einen Ausgang, in jene Richtung zurück aus der wir gekommen.
Gaiya allein weis wohin sie entfleuchten oder welch geheimer Durchgang sich ihnen öffnete, denn wir sahen sie fortan nicht wieder.

Unser aller Konzentration war nun ohnehin mehr auf neue schriftliche Aufgaben, Ritualkreise mit Runenzeichen und Rätselfragen, gerichtet. Jede falsche Antwort völlig emotionslos mit den Worten: €žDiese Antwort ist nicht korrekt€œ quittiert und abgelehnt.

Aber es hatte freilich auch sein Gutes, dass Fragestellerin `nur` ein Konstrukt.
Ein Mensch wäre wohl allein an der Anzahl der falschen Antworten und der bald einsetzenden Ratlosigkeit schier verzweifelt und mit Nichten in der Lage gewesen, die Rätselverse immer wieder geduldig vorzutragen.
Doch bewies die Weis(s)e Lady überraschend Herz und gab sogar entgegen ihres
Konstruktnaturells kleine helfende Tipps, die schließlich zur Lösung und damit zum freien Durchgang führten.

Auch nachdem die Tür nun offen, zeigte sie sich äußerst kommunikativ. War sie doch interessiert von einer Vielzahl an Recken zu erfahren, ob und warum sie gewillt und bereit, sich durch den €žParcour€œ der Zitadelle zu kämpfen. Was blieb uns auch schon für eine Wahl , wollten wir das Tageslicht wieder sehen?!

Doch hielt ich es für klüger, sie nicht mit diesem Vorwurf zu konfrontieren, trug sie doch zweifelsohne keine Schuld an unserer misslichen Lage. Noch bevor sie verschwand, wünschte sie allen Glück und ließ verlauten, dass auch sie uns weiterhin zur Seite, um über Erfolg oder Scheitern zu wachen. Ich für meinen Teil wollte über letzteres lieber nicht nachsinnen.

Direkt hinter der Tür die nächste Blitzlicht-Schlaffalle, also wieder krauchen€¦
Mehrere verschlossene Mauernischen, die kaum zu öffnen und dann noch enttäuschender Weise leer. Dafür aber am Treppenaufgang völlig freistehend eine Vase, die ein silbernes, zylindrisches Klötzchen barg. Obwohl niemand recht wusste, was es mit diesem Fundstück auf sich, wurde es dennoch in sichere Verwahrung genommen.

Alles andere als sicher hingegen gestaltete sich das Passieren der Stufenanlage:
Steinschlag, ausgelöst durch einen Mechanismus in einer von zwei seitlichen Nischen, richtete, Gaiya sei Dank, keinen tödlichen Schaden an, doch waren Hautabschürfung, Quetschung und Platzwunde sicher auch nicht angenehm.

Zwei wissbegierige Recken konnten hernach nicht umhin, die Mechanik und die dahinter liegenden Türen genauer zu inspizieren. Schnell war aus Steinblöcken und Langschild ein stützendes Gerüst gebaut, welches zugleich das Zusammenschnellen der metallenen Dornen an Decke und Boden der Nische verhinderte.
Zwar vermochten Dietrich und äußerst geschickte Finger den Schließmechanismus aufzuhebeln, aber dennoch die Türe selbst blieb nicht zu öffnen.

Derweilen rätselte man etwas weiter oben, wie wohl die magische Lichtbarriere des nächsten Raumes zu überwinden. Der Pfeiltest bewies, undurchdringlich für jede Materie€¦
Doch lange genug auf die wirren Formeln gestarrt, erschloss sich hierfür zwar immer noch nicht der Sinn, dafür aber die Erkenntnis, dass es besser sein könnte zu handeln und die mysteriösen Worte, des inzwischen wohlbekannten roten Begleitschreibens, einfach mal laut auszusprechen, selbst wenn man kein Priester.

So seltsam und sinnfrei solch klangvolle Silben ähnlich "Malibu" (gell, Reimer?) auch sein mochten, hintereinander weg gelesen lösten sie tatsächlich eine Menge, auf die Schnelle nicht eindeutig präzisierbarer Effekte aus. Klar ersichtlich aber, dass die magische Lichtbarriere an der Tür erloschen und ungeduldige Recken, Kelese vorneweg, wie auch wackere Krieger nicht mehr zu halten.

Doch statt zumindest in einem kleinen Gruppenverband dem mechanischen Schwertmeister zu trotzen, der sich ihnen in scheppernder Rüstung pfeilschnell entgegenstellte (falls ernsthafte Gegenwehr überhaupt möglich), liefen sie einzeln und wurden folglich der Reihe nach durch seine mächtige Klinge niedergestreckt.
Nur gut, dass dieses Schwert schwingende mechanische Monster ausschließlich auf Bewegung reagierte und unsere geschlagenen Helden, hernach am Boden, unbehelligt ließ.

Zunächst in merkwürdig eckigen Bahnen im Raum Patrouille laufend, blieb er mit Mal stehen und verfiel in völlige Starre. Doch genügte schon der kleinste Reiz ihn aufs Neue auf zu scheuchen, um sich, einem Raubvogel gleich, auf den Urheber der Störung zu stürzen. Selbstverständlich galt es die Verletzten zu retten, doch dafür musste Schwertmeister erst ausgeschaltet sein.

Mit dem Mut der Verzweiflung begann man die magischen Befehle nun einzeln mit Logik und größtmöglicher Eile durchzugehen. So erschloss sich nach und nach die Bedeutung der Worte: Mittlerer, blauer Lichtkreis an, hinterer Weißer aus, vorderer Weißer an€¦

Tatsächlich gelang es, Schwertmeister im mittleren Lichtkreis einzufangen und die Darniedergestreckten zu heilen.
Wähnte man sich nur all zu sicher und verweilte im Raum, um neue Zusatzaufgaben und die anderen sechs Formeln des zweiten Durchganges zu studieren, bis unvermittelt die ausgeschalteten magischen Lichtbarrieren erneut aufflammten und somit uns Kempen grüppchenweise in den verschiedenen Kreisen einschlossen oder vor den Zugangstüren aussperrten.

Ob nun durch falschen Magiebefehl oder einfach willkürlich, Schwertmeister jedenfalls wurde erneut freigesetzt und erwischte einen arglosen Recken im mittleren Kreis.
Also das ganze Prozedere von Kampf und Formeln noch einmal, bis mechanischer Krieger wieder eingefangen und alle aus den Barrierekreisen befreit.

Was aber, wenn Schwertmeister sich mit mal beharrlich weigerte, im angedachten Lichtkreis festgesetzt zu werden? - Da half nur Geduld, Schnelligkeit, koordiniertes gruppen-dynamisches Verhalten und präzise Kommunikation.
(Nach den schriftlichen Ausführungen der Testamentseröffnung und den hiesigen
Aufsatzthemen zu schließen, hätte Nem¨lzar an diesem Exempel seine helle Freude gehabt€¦)

Ich für meinen Teil vermag nicht mehr zu sagen, wie oft man noch welche Befehle gab, bis schlussendlich alle sicher den Raum passiert, sowie ein zweites silbernes Brückenklötzchen geborgen ward. Doch zweifelsohne war es allein Erfolg und Verbundenheit, die hier zählten.

Im Gang die nächste mechanische Vorkehrung, diesmal jedoch ohne erkennbaren Sinn:
Aber wer befestigt schon grundlos eine leere Flasche am Strick und spannt ihr gegenüber noch ein parallel zum Treppengeländer laufendes Zugband?! - Sei`s drum, schließlich will und muss nicht alles ergründet sein!

Interessanter war da schon das Wesen, das ungeduldig auf seinem Teppich sitzend der Anwesenheit aller harrte. Waren es nun die gefächerten Ohren, die freche Zunge oder eher die zwei Hörnchen, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen? Für Sahanya wohl weder noch, war ihr scharfer Elfenblick direkt auf ein weiteres silbernes Klötzchen am Gürtel des Wesens gefallen. Na gut, man würde sehen wie nun wieder daran zu kommen.

Erst galt es ohnehin ein Ausschlussrätsel der Kategorie, fünf Leute mit je einem Namen, mal alt oder jung, verschiedener Herkunft und unterschiedlicher Bewaffnung, anhand der gegebenen Hinweise zu lösen.
Eben die einfache Frage wer ist wer, kommt woher, ist wie alt und trägt welche Waffe?!
War dies doch eindeutig Kars Spezialgebiet und ich wusste sicher, es würde nur eine mehr oder weniger kurze Frage der Zeit, bis die Lösung gefunden und das Versprechen des Wesens erfüllt, uns den weiteren Durchgang zu öffnen.

So geschah`s, doch war das Wesen unter keinen Umständen bereit, uns das silberne Klötzchen zu geben, da es angewiesen, dieses an Nem¨lzar persönlich auszuhändigen.
Zwar bin ich mir im Nachhinein ziemlich sicher, dass dieser €žTeppichsitzer€œ nicht unbedingt eine Ahnung, wer Meistermagier tatsächlich ist, noch wie er aussieht, doch wussten wir das ja selbst nicht einmal so genau. War doch das überraschende Gastspiel der eigenen Testamentsverlesung in Vim recht kurz und stand auch nicht im besten Lichte€¦

Die sehr eigenwillige Behauptung Reimers, er und seine Frau seien Nem¨lzar, war vielleicht doch ein wenig zu dreist, um noch als glaubhaft zu gelten.
Ganz anders da schon der zweite Anlauf, in dem Wesen fast mühelos davon überzeugt, dass Meistermagier sich vorübergehend in einer Flasche - ja, genau, jene aus dem zweckfreien Mechanismus des vorigen Ganges - einquartiert.

So band es das Klötzchen mangels zu engem Flaschenhals von außen um die Buttel und betrachtete seine Aufgabe damit als erfüllt. Es störte sich glücklicherweise auch nicht im Mindesten daran, dass wir uns eifrig erboten Nem¨lzar samt Flasche und Klötzchen mit zu nehmen.

Weiter ging es bis zu einer Gabelung, auf deren Treppenabsatz sich ein Dokument mit Schwarzmagischer Formel zur Beschwörung Untoter fand. Wozu bei allen Elementen sollte das nun wieder gut sein?
Wobei `gut` in diesem Zusammenhang zugegebenermaßen eine eher fragwürdige Wortwahl.
Denn es sei jedermann dringend angeraten, von Beherrschung gepaart mit Nekromantie größtmöglichen Abstand zu nehmen, wenn nicht gerade erpicht auf ein böses Erwachen, falls überhaupt.
Und damit gar nicht erst jemand auf dumme Gedanken kommen mochte, steckte Ardian das Pergament sichtlich entrüstet ein.

Auf der anderen Seite dann ein Raum €žNur für Lehrpersonal€œ, der aber, wie sich der geneigte Leser wohl denken mag, wiederum durch einen ausgeklügelten Mechanismus, in Form eines mysteriösen, wenn nicht gar äußerst gefährlichen Holzkästchens, verschlossen.
Doch halt! Die Aussparungen der Kastenoberfläche schienen exakt mit unseren inzwischen vier silbernen Klötzchen überein zu stimmen. So waren dies also Schlüssel!
Ärgerlich nur, dass bis dato noch zwei zu wenig gefunden; Also erst einmal weiter.

Doch endete man in der anderen Richtung ebenfalls in einer Sackgasse.
Ein kleiner Raum mit recht merkwürdig geformter Tür, die aber auch nach der Entriegelung mit Nichten zu öffnen, da von der Gegenseite etwas sehr großes und schweres blockierte. Dafür aber, das nicht unbedingt ermutigende schriftliche Versprechen in diesem Raum unweigerlich den Tod zu finden.

Dies grausame Schicksal blieb uns allerdings gleichwohl erspart.
Zu finden gab es hier in diesem Vorraum lediglich eine Menge Staub, eine schwere Metallkugel mit Fußfessel, sowie diverse Holzwürfel mit Zahlen und verschiedenen schwarzen Linien auf der Rückseite, aus denen sich aber kein rechtes Muster, geschweige denn ein vermuteter Lageplan ergeben wollte.
Es half alles nichts, wollten wir weiterkommen, mussten wir wohl oder übel zurück, nach den fehlenden silbernen Klötzen zu suchen.

Während sich die eine Hälfte dazu aufmachte, gab sich der andere Teil nicht minder wichtigen Aufgaben, wie beispielsweise der Trankbrauerei hin, oder ging schlicht und ergreifend den einfachsten menschlichen Bedürfnissen nach. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, doch schließlich waren alle Schlüsselklötzchen beisammen und gaben den Zugang zum Studierzimmer Nem¨lzars frei.

Hier hatte Meistermagier anscheinend einst für einen Schüler oder Gehilfen gewisse Arbeitsanweisungen auf Pergament getuscht. Sehr aufschlussreich, um sich gleichfalls ein schnelles Bild über vorhandene Gegenstände und Aufbewahrungsorte zu machen.

Sämtliche Schränke, Kisten und Truhen aufs Genaueste durchstöbert, stieß man von Ritualkreide, über Kräuter und Tränke bis hin zu Zierrat wie Waage, Muschel mit mineralischen Steinen, Tiegelchen und Flasche.

Hinter einem Mauerdurchbruch hingegen gähnte ein tiefer Abgrund, der nur über einen gewagten Sprung gesichert am Kletterseil, oder durch Hinüberhangeln am gespannten Strick, zu überbrücken war. Eine Nerven aufreibende Angelegenheit, drohte doch der Simsvorsprung immer wieder nachzugeben. Doch Artress hatte per Seilzug sowohl die Laternen als auch unser aller Leben sicher im Griff, was vor allem dem jungen Adepten, der seinen Sprung leider viel zu kurz bemessen, extrem zu Gute kam. Wahrscheinlich zweifelte der Gute mal wieder an seinen Fähigkeiten, was ihm die Erfahrung einbrachte, dass ein Seil zwar vor dem Absturz, nicht aber vor schmerzhafter Nähe zur gegenüberliegenden Felswand bewahren kann€¦

Mehr oder weniger heil, aber immerhin lebend drüben angelangt fand sich, ungefähr ein Stockwerk höher, eine Art Kapelle. Viele der offensichtlich sakralen Gegenstände, wie silberne Pokale, durchaus von Wert.
So fand das ein oder andere Stück dann auch (schändlicherweise, wie ich im Nachhinein bemerken muss) schnell und heimlich, gleichwohl nicht völlig unbemerkt, den Weg in fremde Taschen.

Auf Schwarzer Samtdecke ruhte das Amulett eines Hammers, doch sagte mir dies Zeichen nichts, außer dass es vielleicht zwergischen Ursprungs sein mochte.
Wahrscheinlicher war dies jedoch das Symbol der Schmiedekunst an sich und wies damit auf einen Otar und Saltah gefälligen Schrein, wie mir Kolarius bei unserem nächsten Zusammentreffen auf dem Kontinent erklärte.
Ja, ja heißt es doch in dem einen Lied über heiligen Stein so schön, nahmen Otar und Saltah von der Sonne ein Stück, nach der Arbeit in der Schmiede blieben Funken zurück€¦; man hätte drauf kommen können!
Oh, entschuldigt ich schweife ab. Zurück zur Kapelle.

Die einzige Tür des Nebenraumes durch ein massives Gitter versperrt, welches aber nur angelehnt und nicht fest im felsigen Boden eingelassen. Zwei starke Recken mussten vereinte Kräfte aufbieten, das schwere Ding zur Raumesmitte hin umzulegen.

Vorsichtig durch den Türspalt gelugt war auf der anderen Seite Schnaufen und Bewegung wahrzunehmen. Die Orks? - Weit gefehlt, ein riesiger Troll!
Durch süße Äpfel besänftigt und froh über die Befreiung aus seinem engen Verließ war jene überraschend gutmütige Kreatur nur all zu gern bereit, uns hilfreich zur Seite zu stehen.
Ohne jede Anstrengung nahm er das schwere Gittergerüst auf, um es, auf unseren Wunsch hin, als Brücke über dem Abgrund vor dem Studierzimmer zu platzieren, auf das wir zurückgelangen und unseren Weg fortsetzen konnten.

Doch kamen wir nicht allzu weit, denn im ersten Raum der nächsten Ebene erwarteten uns wahrlich mächtige Gegner. Scheinbar immun gegen Kampf- oder Beherrschungsmagie drängten sie ein gutes Stück die Treppe herunter. Dazu griff noch eine weiße, fahle Hand unvermittelt aus einer der Wände, erwischte den gut gerüsteten Recken jedoch nur an einem Zipfel seines Wappenrocks und war verschwunden ehe er oder das nähere Umfeld überhaupt noch recht realisiert, was vor sich ging.
Raum war erst wieder zu gewinnen, als Bogenschützin mit aufgelegtem Pfeil die Kreaturen in die vermeintlich sichere Deckung des Nachbarraumes zurückweichen ließ.
Hier war kurz zuvor Ardian im allgemeinen Kampfgetümmel bewusstlos und verwundet zu Boden gegangen.

Wollten wir auch so schnell wie möglich zu ihm gelangen, war daran im Augenblick nicht zu denken. Das feindselige Pack durch Stangenwaffen und Schwerter in Schach gehalten, war gerade mal eine Put-Situation gegen diese kampfeswütigen Schergen zu erreichen.
Zumindest aber konnten sich so unsere angeschlagenen Recken aus dem Geschehen zurückziehen, um ihre Wunden versorgen zu lassen.
Und glaubt mir, ihre Verletzungen waren übel.
Wo hatte man schon gesehen, dass der Streich eines einzigen Schwertes mühelos ein Kettenhemd durchschlug, Kleidung und Haut zerschnitt und sogar den Oberarmknochen noch teils durchdrang, so dass dieser splitterte?
Unfassbar, dass jener Recke noch aufrecht gehend und bei ungetrübtem Bewusstsein nach Hilfe und Heilung ersuchen konnte.

An den Zustand des armen Ardian wollte ich angesichts dieses Verletzungsbildes lieber nicht denken. Doch wusste ich, dass die Zeit langsam drängte, wollten wir ihn noch lebend bergen.
Erst aber galt es dem verwundeten, wenngleich äußerst tapferen Kempen vor mir die Schmerzen zu nehmen, vor allem das strömende Blut zu unterbinden.
Da es eine Notwendigkeit und auch sein unbedingter Wunsch, schnell wieder in Besitz seiner vollen Kampfeskraft zu kommen, weil auch er um das Leben des Elfenbotschafters fürchtete, half hier wohl nur eine magische Heilung unter Einbezug der elementaren Erdkräfte.
Ich wusste genau, dass mich dieses Ritual an den Rand meiner heilerischen Fähigkeiten bringen würde, nur durfte ich mir dies in der gegenwärtigen Situation besser nicht anmerken lassen.

Dank der Ruhe in €žNem¨lzars Arbeitsraum€œ, die meiner Konzentration extrem zuträglich,
lief Heilungsritus wunderbar glatt.
Recke war bald wieder auf den Beinen, die anderen wackeren Streiter tatkräftig zu unterstützen und auch ich folgte ihm, meinen Stab zur Verfügung zu stellen, obwohl dies sonst nicht meine Art.
Doch extreme Situationen erfordern nun mal mitunter auch ungewöhnliche Maßnahmen.
Nicht dass ich ernsthaft vorgehabt hätte aktiv anzugreifen, denn dazu fehlt mir bei weitem die nötige Kampfeserfahrung, aber ein Stab mehr zur Abwehr konnte wohl keinesfalls schaden.

Kurz drauf kam uns Troll mitsamt schwerer Eisenkugel und kegelte mindestens einen des bis an die Zähne bewaffneten gegnerischen Gelumpes einfach um.
Hie und da ein letzter Schlagabtausch, und dann der endgültige Sturm.
Was für ein Gemetzel! - Doch am Ende blieben wir siegreich und dies sogar ganz ohne beklagenswerte Verluste.
Von jenem kämpfenden Gelichter aber blieben nur ein paar Vereinzelte, welche umgehend gefesselt und geknebelt. Die anderen, wohl von vorn herein untot oder konstruiert , zerfielen zu Staub oder lösten sich direkt in Rauch auf, als sie getroffen.

Mit irgendwelchen Gefangenen konnten und wollten wir uns freilich nicht belasten und so überließen wir sie ihrem Schicksal, von mir aus auch dem Willen der Götter, ganz wie man`s betrachten mag.
Nach solch finalem Kampf musste der Ausgang nach draußen doch nahe sein€¦

Tatsächlich vor uns lag noch ein einziger Raum, wie uns die Weis(s)e Frau fast fröhlich verkündete. Doch schwang auch eindeutige Besorgnis in ihrer Stimme, da hier die letzte und schwerste Prüfung.
Eigentlich wirkte alles recht harmlos, von den drei Schädeln mit ihren spitzen Fangzähnen einmal abgesehen. Doch glich der Raum einer einzigen großen Falle und wir mittendrin.
Die rettende Tür nur ein paar Schritt entfernt und doch unerreichbar, da Magiefallen geschickt in verschiedenen Höhen im Raum verteilt, jeden, der sich anschickte zu passieren, mit Schlaf, Furcht oder Feuer belegten.

Der klägliche Versuch die Schädel abzudecken und damit die Magiewirkung aufzuheben erwies sich als wenig erfolgreich.
Aber was, wenn man sich einfach unterhalb der magischen Sensoren bewegen würde?
Sahanya machte es vor und robbte flach auf den Boden gepresst Elle um Elle vorwärts, in einem Zickzack-Kurs von Falle zu Falle, bis der ganze Raum durchquert und sie der Gefahr endgültig den Rücken gekehrt.

Eine stolze Leistung, nur ist nun mal nicht jeder so geschmeidig und grazil wie`s Elfenvolk. Dazu noch das ganze Gepäck, wie sollte das zu schaffen sein? €¦
Trotzdem entschieden sich einige kurz darauf ihr`s gleich zu tun.
Nachdem neben diesen Recken auch Schild und Seil glücklich drüben angekommen, war es möglich eine Art Zugschlitten für Lampen, Gepäck und hinderliche Rüstungsteile einzurichten.

Sich bäuchlings, flach, in einer langen, wallenden Kutte mit noch längeren, weiteren Ärmeln (obwohl ich nicht glaube, dass Krieger in Platte oder Recke in Kette besser dran gewesen) über einen rauen, staubigen(!!!) Steinboden zu ziehen ist ein echtes Erlebnis, vor allem aber Kräfte zehrend.
Doch angespornt durch Zuruf und genaue Anleitung die Richtung zu halten, fiel`s mir bedeutend leichter. Die Gewandung ausgeklopft und die eigene Ausrüstung eingesammelt konnte es bald weiter gehen.

Doch wohin eigentlich?
Hatte Konstrukt nicht von der letzten Prüfung gesprochen?
Wo war denn nun der viel gepriesene Ausgang zum Tageslicht? (Falls es denn überhaupt noch hell, denn jegliches Zeitgefühl schien in den düsteren Mauern der Zitadelle schon vor einer halben Ewigkeit verloren gegangen)

Ah, da stand ja die Weis(s)e Lady und scharte den Expeditionstrupp um sich, doch sollte dies trotz alledem noch lang nicht das Ende unseres Aufenthaltes.

Zwar war der Gruppenteil mit Bravour gelöst, doch sollten nun neun ausgesuchte Recken mit je einem Begleiter nach Wahl eine weitere Einzelprüfung erhalten, die sie auf dem Weg ihrer persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse voranbringen mochte.
Wenngleich Konstrukt auch betonte, dass es natürlich nach solch anstrengenden Erlebnissen einem jeden frei stünde direkt zu gehen, konnte doch niemand zu diesem weiteren Angebot der Bildungsstätte Nem¨lzars ernsthaft nein sagen. Und so war am Ende dann doch wieder die gesamte Gruppe als Prüfling oder Begleiter ins Geschehen involviert.

Eigentlich hätte es mich stutzig machen sollen, als Konstrukt die Liste der Einzelprüflinge verlas. Ich meine woher waren unsere vollständigen Namen bekannt und viel interessanter, was glaubte sie oder jene welche die Prüfung abhalten würden, über unsere persönlichen Wege der Erkenntnis zu wissen. Woher wollten sie unsere Absichten, Ziele, Wünsche erkennen?

Doch war ich viel zu sehr damit beschäftigt mich auf meine bevorstehende Prüfung einzulassen und vorzubereiten, als dass ich daran einen Gedanken verschwendet.
Und als Konstrukt zum €žPrüfstein€œ führte war ich unsagbar froh, den guten, vertrauten Kelese an meiner Seite zu wissen.

Im Nachhinein kann ich nur sagen, typisch Magier, sie wissen und wussten beinahe beängstigend gut bescheid. Und so war die Bewährungsprobe in meinem Falle wahrlich eine spannende Angelegenheit, um die Frage nach Ausgleich, und am Ende informativ dazu.

Obwohl hernach diverse Erlebnisse im Rahmen der Gruppe ausgetauscht, halte ich diese doch für zu persönlich hier näher darauf einzugehen.
Doch bin ich mir sicher, dass alle Beteiligten bereit, in einem netten Plausch darüber zu berichten, sollte die Neugier jetzt gar zu groß.

Soviel aber sei verraten: In allen Fällen bezog sich die Prüfung entweder auf die Profession oder ein sonstiges, einschneidendes Erlebnis aus dem Leben des jeweiligen Recken.
Vielleicht mit Ausnahme von Reimer, der den Gefährten Raidri, welcher leider durch widrigen Umstand nicht wie geplant mit uns angereist, sicher dennoch würdevoll vertreten.

Doch waren bei weitem wohl nicht alle Prüfungen so friedvoll angelegt, wie die meine.
Mussten doch gerade die Krieger dem weithin hallenden Kampfeslärm nach, so manches Mal ihre Waffen bemühen. Da blieb auch die ein oder andere Verletzung am Ende nicht aus.
Um Heilung gebeten, und im Überschwang der soeben glücklich bestandenen Probe, unterschätze ich jedoch die zurückliegenden Strapazen von Zitadelle und Einzelprüfung gewaltig.
Zwar reichten meine Kräfte gerade noch eben für die heilende Wirkung, nicht aber mich weiterhin auf den Beinen zu halten. Alles begann sich zu drehen, bis bodenlose Tiefe und Dunkelheit (und diesmal war es nicht die der Zitadelle) das Bewusstsein umfingen und die Sinne vernebelten.

Ausgestreckt auf dem Boden, in eine stabile Lage verbracht und den Kopf weich abgestützt, blickte ich in zunächst noch verschwommene, besorgte Gesichter über mir.
Kelese? Sahanya? Und waren das nicht Artress und Simon? Irgendwo weit die Stimmen von Ardian und Reimer.
Wenn nur mein Schädel nicht so schmerzen würde, doch wurde die Sicht zumindest langsam klarer. Eindeutiger Fall von zu arg strapaziertem Magischen Potential schmunzelte Artress, als er mir zusammen mit Sahanya aufhalf. Da ich noch recht wacklig auf den Beinen blieben zwei Streiter mir zu Seite, von denen der eine der, den ich vorhin noch geheilt.

Eigentlich hätte ich die Silbermünze, die er mir kurz drauf in die Rechte legte gar nicht annehmen wollen, war dies doch reicher Lohn für einen selbstverständlichen Dienst, doch fühlte ich mich zu schwach, um ernsthaft zu protestieren.

Ob ich Geld womöglich als Beleidigung empfände, wollte dann der andere wissen, der ebenfalls drauf und dran sich für die im Verlaufe der Expedition angewandte `Heilkunst` erkenntlich zu zeigen.
Na, der machte mir Spaß, ganz so war`s ja nun auch nicht. Was glaubte er, wie sich Lebensunterhalt und Reisekosten einer Dienerin G¢yas ansonsten bestreiten ließen?!

Dennoch liegt es mir fern, für eine Selbstverständlichkeit, bei, für meine bescheidenen Verhältnisse, ausreichend gefüllter Reisekasse, nach noch mehr Münzen zu verlangen.
Hoffe ich doch nur darauf, dass er sich einst daran erinnert, dass ihm gutes widerfuhr und auch er bereit ist auf seine Art zu helfen, wenn es nötig.
Davon ab, wäre es eine endlose Rechnerei und Zeitverschwendung jeden Schlag eines Söldners, Handgriff eines Heilers, oder wessen helfende Dienste auch immer, in blanke Münze aufzuwiegen.
Weit weniger kompliziert direkte Hilfe nehmen und direkte Hilfe gewähren, womit wir wieder einmal beim Ausgleich wären€¦

Einen Ausgleich, vielmehr eine Belohnung sollten auch wir für das erfolgreiche Durchlaufen von €žNem¨lzars Schule€œ erhalten und so führte uns €žDie Konstrukt€œ in einen kleinen Raum, wo ein Kobold, unter den verdorrten Zweigen eines ehemals vitalen Baumes sitzend, magische Perlen verteilen wollte. Genauer gesagt tat er dies auch, nur hatten diese nicht unbedingt den erwünschten Effekt der äußerst spitzfindig umschriebenen Wirkungen.

Ich meine was nützt es einem eine Perle zu besitzen, welche die Dunkelheit der Nacht vertreibt, in dem sie einen auch am Tage erblinden lässt, oder solch Wunderwerk, das einem die Furcht im Kampfe nimmt, da man versteinert und nur noch schwerer Hammer wirklichen Schaden anrichten kann. -
Nein, auf solcherlei magischen Schnickschnack konnten wir nach zwei leidvollen Erfahrungen dankend verzichten.
Da waren mir jene versteckten Kräuter, die in den Ästen des Baumes getarnt, schon wesentlich lieber. Denn so tot, wie auf den ersten Blick gedacht, schien dieses Grün dann doch nicht zu sein€¦

Was dem Druiden sein Kraut, sind Magier anscheinend die Perlen.
Doch auch der junge Adept hatte wohl aus seiner Versteinerung gelernt und begnügte sich, als Ardian ihn hieraus erlöst, mit einer vierten, neutralen Perle, die anscheinend aus gutem Grunde doch keiner wollte.

Und dann der lang ersehnte Moment, das Tor nach draußen öffnete sich.
Die Sonne gerade dabei sich zu neigen und demnach zur hiesigen Sommerzeit in etwa die vierte Storgg. Ein lauer Wind strich über schroffes Gestein, wie über die vereinzelten Gräser des Grünrohrschösslings und der doppelrohrigen Farnschaft. Eigentlich war alles wie vordem wir die Zitadelle betreten und doch hatte für mich mit mal das Geräusch des säuselnden, und nicht mehr bedrohlich heulenden Windes, den Klang von entspannendem Klampfenspiel. Was für ein Tag, was für eine Expedition!

Aufgeschrieben von
Celissa, Dienerin G¢yas
Im S¦star des Iondes 463TR