Die drei Brüder

Es waren einst drei Brüder, die hießen Galt, Dran und Chont. Galt und Dran waren die besten Geschichtenerzähler der Sippe und Chont war für seinen scharfen Verstand gerühmt. Sie alle begehrten das schönste und anmutigste Mädchen der Sippe, die da hieß Nanta.

Doch neben ihrem Liebreiz war Nanta auch für ihre Ansprüche bekannt und so trug sich folgendes zu:

Die drei Brüder machten der schönen Nanta ihre Aufwartung, doch diese rümpfte die Nase und saget ihnen: „Derjenige unter Euch, der mir das herrlichste Kleinod darbringt und mich am meisten erfreut, soll mein Gefährte sein. Ihr reist morgen los und habt drei Mont Zeit.“

Da versicherten die Drei erfreut, dass sie einverstanden seien. Am nächsten Tag sprangen sie auf ihre Pferde und ritten in unterschiedliche Richtungen los. Am dritten Tage kurz vor Storgg kamen sie zurück, ein jeder aus einer anderen Richtung, und trafen sich am Zelt von Nanta.

Als erster berichtete Galt, wie es ihm ergangen sei. „Liebste Nanta, als Du uns Deine Bitte antrugst, war mir klar, dass nur ein wahrlich strahlendes Stück Dir eine Zierde sein kann. Da sah ich in der Nacht den Mond aufgehen und beschloss Dir ein Stück des Mondes zu holen. Ich ritt also nach Norden los zum höchsten Berg Drias. Mitten in tiefster Storgg erreichte ich den Gipfel und ließ mein Pferd zum Mond hinüber springen. Doch, ach, ich erreichte den Mond nicht im Sprunge, obwohl mein Pferd das mutigste und stärkste der Sippe ist. Es fiel Lo um Lo und schließlich berührte es die Wolken. Da stellte ich fest, dass die Wolken mich samt meines treuen Rosses trugen und galoppierte auf ihnen weiter. Ein letzter Sprung und ich war auf dem Mond. Dort brach ich einen der Ringe heraus, der mir der Glänzenste schien. Dies war wohl nicht einfach, denn ich musste alle Kräfte aufbieten, um das harte Metall zu bergen. Schließlich nahm ich allen Mut zusammen und sprang zurück. Zum Glück sind die Wolken recht weich und ich kam über eine niedrig hängende Schäfchenwolke unbeschadet zurück, um Dir nun meinen Liebespfand zu reichen.“ Mit diesen Worten zeigte er Nanta einen silbernen Ring, an dem ein leere Einfassung war. „Sieh Nanta, als Beweis für die Wahrheit meiner Geschichte siehst Du noch die Lücke im Ringlein, die beim Herausbrechen aus dem Mond entstand.“

Da war Nanta sehr entzückt und lachte, dass es wie ein silberne Glöckchen klingelte.

Und Dran, der zweite der Brüder trat hervor und berichtete wie es ihm ergangen sei. „Liebste Nanta, auch ich überlegte sehr, wie ich ein Stück von solchem Glanze finden könnte, dass es Deiner Schönheit auch nur annähernd gerecht wird. Da sah ich zum Himmel und sah die Sonne und ihr Strahlen. Ich wusste sofort, dass nur der Glanz der Sonne Dein Haupt schmücken könne. Ich ritt also nach Westen der untergehenden Sonne nach, denn ich wollte sie einholen. Doch so sehr ich meinem Pferd die Sporen gab - du weißt, es ist das schnellste der Sippe – so wenig vermochte ich sie zu erreichen. Als ich schließlich am Ende des ersten Monts am Meeresufer ankam, sah ich die Sonne nur noch in rotem Schein im Meer versinken. So kam mir eine glänzende Idee. Ich ritt der Sonne entgegen nach Osten und brauchte die ganze Nacht. Als der Tag zu dämmern begann war ich am östlichen Meeresufer Drias. Ich trieb mein Pferd ins Wasser und schwamm auf den Ozean hinaus bis zur Stelle, wo die Sonne aufging. Oh Wunder, als die Sonne aus dem Meer aufstieg trug sie mich und mein treues Ross in die Höhe und begann heiß zu glühen. Mein Pferd begann vor Angst zu schnauben und zu treten und trat auf den strahlenden Rand der Sonne und brach ihn dabei ab. Wir verloren das Gleichgewicht und fielen Lo um Lo in die Tiefe. Doch auch mich fingen die Wolken auf und schützten mich vor dem Tode. So ritt ich über die Wolken zurück und sah plötzlich den Rand der Sonne auf einer der Wolken liegen, denn mein Ross hatte ihn ja abgebrochen. Ich hatte ihn gerade aufgehoben, da streifte die Wolke einen Hügel und setzte mich sanft ab. So gelangte ich an dies hier als mein Liebespfand für Dich.“ Mit diesen Worten zeigte er Nanta einen goldenen Stirnreif mit Edelsteinen, an dem eine leere Einfassung war. „Sieh Nanta, als Beweis für die Wahrheit meiner Geschichte siehst Du noch die Lücke im Stirnreif, die beim Heraustreten aus der Sonne entstanden ist.“

Da war Nanta noch mehr entzückt und lachte, dass es wie goldene Glöckchen klingelte.

Nun trat Chont hervor und erzählte seine Geschichte. „ Liebste Nanta, auch ich überlegte sehr, wie ich ein Stück von solchem Glanze finden könnte, dass es Deiner Schönheit auch nur annähernd gerecht werden könnte. Noch viel mehr hatte ich Sorge, dass meine Brüder die viel besseren Geschichten erzählen als ich. Also fasste ich in der Nacht einen Plan. Ich ritt nach Süden zu einem Versteck im Wald, wo wir drei Brüder einen silbernen Ring und einen goldenen Stirnreif vergraben hatten und brach daraus zwei Edelsteine heraus. Ich wusste, dass meine Brüder dir diese Schmuckstücke bringen würden. Dann lagerte ich drei Tage im Wald und beobachte, wie erst Galt und dann Dran kamen und den Schmuck holten. Schließlich ritt ich zurück, um zu hören, welch fantastische Geschichten sie Dir erzählen würden. Doch zur Vollkommenheit Deines Schmuckes kann nur ich Dir verhelfen, denn Dein Anblick ist makellos und Dein Lachen das schönste, was ich je hörte. Daher ertrage ich es nicht, dich mit zerbrochenen Schmuckstücken zu sehen. Nimm dies als mein Zeichen der Liebe zu Dir.“ Und er übergab Nanta zwei Edelsteine, die perfekt in den Ring und den Stirnreif passten.
 

Da war Nanta am meisten entzückt und lachte, dass es überall im Land zu hören war und alleine davon die Menschen fröhlich wurden.

Sie sprach: „Ihr drei habt mir die schönsten Geschichten erzählt, die ich je hörte. Was soll ich mit Schmuck und Glanz anfangen, wenn mein Gefährte nicht bereit ist, mich zum Lachen zu bringen? Ihr drei habt mich alle zum Lachen gebracht und dafür will ich Euch belohnen. Ich möchte Euch alle zu meinen Gefährten erwählen, denn ich sehe wohl, dass ihr mir das geben könnt, was ich am meisten begehre."

So lebten sie glücklich und bekamen viele Kinder und manchmal, wenn der Wind richtig steht, da hört man Nantas Lachen wie silberne und goldene Glöckchen klingeln.