Tiefe Dunkelheit hat sich über die Hütte gesenkt und Stille war eingekehrt, die letzten Gäste hatten die Hütte verlassen.
Celissa und der Botschafter haben sich als letzte aufgemacht Edda musste zurück nach Stauchen, da sie in die Dienste der Königin tritt. Sahanja hat sie begleitet weil sie zurück in den Clantin möchte.
Und Salina und Halward sind nach den Ereignissen an der Hütte noch nicht wieder zurück gekehrt. Der Nachmittag war nicht so verlaufen wie sie es erhofft hatte und die Ratlosigkeit ihrer Gefährten, trägt nicht gerade dazu bei ihr Hoffnung zu geben.
Was war nur geschehen, warum verletzt sie ihre Gefährten so, jeder versucht doch nur ihr zu Helfen.
Doch als sie Salina tröstend einen Arm um die Schulter legen wollte, wurde sie nur weggestoßen..
Ist das die Freundschaft von der sie immer spricht und die Verbundenheit unter den Wicca. Nein sie wollen mir nicht helfen, sondern nur ihr schlechtes Gewissen beruhigen.
Ihre Gedanken wandern zurück zu Tjorveld. Ob er immer noch gefangen ist in der Anderswelt oder ist es Vater Garvelt gelungen ihn wieder zurück zu holen. Wie es ihm wohl geht. Sie musste unbedingt einen Brief an ihn schreiben, das es ihr gut geht und sie den Weg zurück geschafft hatte. Sie war froh den anderen endlich die Ereignisse in der Schreibstube erzählt zu haben. Aber haben sie ihr Handeln wirklich verstanden, sie war Heilerin und musste doch helfen.
Ja mein Handeln war richtig, wie können sie es nur in Frage stellen und mir Vorwürfe machen.
Die Stille in der Hütte wird plötzlich erdrückend und der Kerzenschein scheint Fratzen an die Wand zu werfen. Cirneas Blick wandert in ihre Kräuterecke und sie überfliegt kurz die Reste, die leider nicht ausreichen für einen Schlaftrank
und Celissa hat sich geweigert ihr noch einen zu brauen. Wie sollte sie die Nacht überstehen, alle waren weg und hatten sie wieder alleine gelassen. Wo war Elindal er hat doch gesagt er würde bei ihr bleiben, merkte er den nicht das die Angst sie fast zerfrass.
Sie kroch in eine Ecke und ihr Blick verlor sich in den Flammen, leises Füstern scheint aus den Ecken der Hütte zu kommen und sie auszufüllen.
Die ersten Sonnenstrahlen malen ihre Muster auf die Schafsfelle und Cirnea streckt ihre steifen Glieder . Dabei entgleitet ihr die Muschelschale, die sie am Vortag scharf geschliffen hatte, aus den kraftlosen Fingern.
Dunkle Ränder unter den Augen zeugen von einer weiteren schlaflosen Nacht.
Ihr unruhiger Blick wandert durch die leere Hütte und zu der letzten brennenden Kerze, die sie nun auspustet. Dann nimmt sie die Muschelschale auf und läßt sie in ihrem Geldbeutel verschwinden. Vorsichtig erhebt sie sich und verläßt die Hütte.
Draußen ist die Luft klar und kühl und ausser ein paar Meisen die ein paar Krümmel aufpicken, ist es still und friedlich.
Ist es nicht das was sie wollte, endlich einmal Ruhe haben und nicht ständig die Blicke der anderen in ihrem Rücken spüren.
Sie sprechen über mich, wenn ich ihnen den Rücken zudrehe. Sie reden über die Fehler die ich gemacht habe.
Doch jetzt wo niemand da ist, fühlte sie sich einsam und allein gelassen. Vielleicht sollte sie einfach verschwinden, dann musste sich niemand mehr Gedanken machen. Langsam setzt sie einen Fuß vor den anderen und entfernt sich von der Hütte.
"Du bist schon auf?" Erschrocken zuckt Cirnea zusammen. Wie ertappt fühlt sie sich, als sie in Salinas offene, wenn auch fragende Augen sieht, die ihr ungezwungen entgegen blicken, während Salinas Silhouette sich aus dem nahen Buschwerk schält. Ausweichend gleitet Cirnea auf einen der freien Plätze am langsam erglimmenden Lagerfeuer - als ob sie es von vorne herein so geplant hätte.
Salina wartet nicht auf eine Antwort, sondern drückt ihr den dampfenden Becher Tee in die Hand, bevor sie sich zur Hütte wendet, um einen zweiten Becher für sich selbst zu füllen.
"Ich habe deinen Kaffeevorrat nicht gefunden und wollte dich nicht wecken." Mit einem besorgten Blick auf Cirneas dunkel umrahmte Augen fügt sie hinzu: "Und ich wollte dir die wenigen Augenblicke Schlaf nicht nehmen, die du offensichtlich nur gehabt hast."
Ihre Gefährtin antwortet nicht darauf, sondern schaut sich suchend um. Salina scheint Cirneas Suchrichtung zu erahnen, als sie die ungestellte Frage beantwortet: "Elindal und Halvard suchen etwas zum Frühstück. Und Celissa und Sahanya sind sehr früh aufgebrochen, um einige Kräuter zu finden, die der Morgentau aromatischer und wirksamer macht. Sie sind sicher zur Mittagszeit wieder zurück."
Geschäftigt räumt sie in der Vorratskiste herum und fischt schließlich einen Laib Brot und etwas Käse heraus. Beides stellt sie zwischen sich und Cirnea, die ihr teilnahmslos zuschaut, die Augen auf etwas anderes als ihre Handlung gerichtet.
Der Becher in ihre Hand verströmt einen angenehmen Duft.
Warum bin ich hier und was wollte ich eigentlich draußen.
Ich war allein in der Hütte mit all den Stimmen und niemand war da, alle sind ihrer Wege gezogen und haben mich zurück gelassen.
Sie versucht in ihrem Gedächnis nach etwas bekanntem zu suchen, sich zu erinnern was sie mit diesem Ort verbindet. Es muss doch schöne Erinnerungen geben. Ihr Blick gleitet zum Becher in ihrer Hand aus dem Dampf aufsteigt und warm in ihr Gesicht schlägt.
Und dann ist er endlich da, nur ein flüchtiger Gedanke an eine gesellige Runde in ihrer Hütte. Elindal hat gesungen.
Der Blick der ebend noch ins Nichts abdriftete, wird klar und ein Lächeln huscht über Cirneas Gesicht, als sie langsam den Inhalt des Bechers trinkt.
Warm rinnt er ihre Kehle hinunter und breitet sich in ihrem Körper aus. Jetzt erst merkt sie das ihr Umhang in der Hütte geblieben ist und der Morgen doch recht kühl ist.
Sie schaut Salina mit einem dankbaren Lächeln an, so als wollte sie alles vergangene einfach wegwischen.
Du darfst das Vergangene nicht vergessen, die Ungerechtigkeiten und Vorwürfe der anderen.
Ihr Gesicht nimmt wieder einen angespannten Ausdruck an, als sie wild den Kopf schüttelt so als wolle sie etwas abschütteln. Sie wendet sich wieder Salina zu." Danke, für den Tee er wärmt und vertreibt die dunklen Gedanken."
Sie schaut ihr nun direkt in die Augen und streckt eine Hand nach ihr aus, "Bitte Salina, kannst du dich zu mir setzen mir ist so kalt, wenn du bei mir bist fühle ich mich sicherer. Ausserdem bin ich so furchtbar müde und möchte gerne für einen Augenblick meine Augen schließen."
Sie wird mich wieder wegstoßen, sie traut mir nicht.
Langsam läßt sie ihre Hand sinken, doch in ihren Augen schimmert immmer noch ein wenig Hoffnung.
Salina greift ihre Hand und zieht sich zu ihr. Ihre Bewegungen sind fließend und sie drückt Cirnea mit einer liebevollen Umarmung an sich. Ihre Gefährtin wird kaum das kurze Zögern vor dieser - ach so bekannten - Bewegung gesehen haben.
Die Erinnerungen an den letzten Abend treten vor Salinas geistiges Auge, während sie ihren Kopf auf Cirneas müdes Haupt legt: das Ziehen und Zerren in alle Richtungen und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren in der Erkenntnis des Vergessens...
Mit einem Ruck fährt sie hoch. Cirnea schaut sie erschrocken an. Salina schüttelt nur kaum merkbar den Kopf. "Nichts", flüstert sie, "es ist nichts", bevor sie aufsteht und kurz in der Hütte verschwindet, um mit zwei Umhängen zurück zu kommen, von denen sie einen um Cirneas Schultern legt, den zweiten um sich selbst wickelt und sich dann wieder neben sie setzt in einer ... lockereren Umarmungshaltung als vorhin.
"Ich habe Agathe noch eine Nachricht zukommen lassen, dass sie doch wieder - ohne uns - zurück nach Rathelsbeck ziehen muss. Ich hoffe, sie hält es mir nicht nach." Salina seufzt und lässt sich wohlig zurücksinken, Cirnea sanft mit sich ziehend. "Elindal und Halvard werden wohl noch eine Weile brauchen, vielleicht findest du noch etwas Schlaf... " flüstert sie leise und ihre Stimme gleitet hinüber zu einer ruhigen Melodie, die Cirnea bald ganz zu umfangen weiß. Eine Weile traumloser Schlaf für ihre Gefährtin...etwas Ruhe und Kraft...
Als sie ihre Augen öffnet, steht die Sonne bereits hoch am Himmel und sie fühlt sich ausgeruht und entspannt. Hinter ihr brennt ein kleines Lagerfeuer , sie bleibt still liegen und lauscht auf die Geräusche ihrer Umgebung.
Diesen erholsamen Schlaf hat sie Salina zu verdanken, doch wo war sie.
Früher hat sie neben ihr gelegen wenn sie wach wurde, doch warum war sie nicht da.
Sie versucht sich an die Ereignisse des gestrigen Tags zu erinnern und die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag. !
Sie haben Angst, deshalb hielt man Abstand und ließ sie allein.
Was hatte sie nur getan, es sollte doch nur eine harmlose Untersuchung sein.
Ich musste mich doch schützen, ich werde nicht mehr zulassen das sie eine Untersuchung durchführen, wenn ich es verhindern kann.
Was sind das für verrückte Gedanken, wieso sollte ich eine Untersuchung ablehnen, ich möchte doch das sie mir helfen!
Aber das haben sie beim letzten Mal auch gesagt und jeder hat etwas anderes gemacht, sie werden mich durch ihre Unsicherheit, in Gefahr bringen.
Deshalb darf ich es nicht mehr zulassen.
Leise dreht sie sich auf ihrem Lager herum, um zu schauen ob Salina noch da ist.
Sie sitzt versunken vor dem Lagerfeuer und starrt abwesend in die knisternden Flammen mit den Gedanken weit fort.
Vorsichtig und ohne ein Geräusch zu machen schiebt sie ihren Umhang zur Seite und bewegt sich lauthlos auf Salina zu. Elindals Unterricht scheint Früchte zu tragen den Salina merkt nichts, ganz leicht legt sie ihr eine Hand auf die Schulter.
Erschrocken fährt Salina herum. Erst jetzt bemerkt Cirnea, wie heiß die Haut ihrer Gefährtin glüht, als sei sie ganz Flamme und nicht nur in Augenkontakt mit dem Feuer. Ihre grünen Augen lodern für einen Moment - oder ist es eine Täuschung?
Cirnea will die Hand zurück ziehen, doch Salina greift nach ihr und legt sie an ihre Wange. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen.
"Deine Augen sind frei", sagt sie sanft und streicht mit der freien Hand Cirneas Haar aus der Stirn. "Ich gebe nicht auf, dass sie frei bleiben!"
Und das Funkeln in Salinas Augen scheint Cirnea vertraut und in seiner rigorosen Entschlossenheit fremd zugleich.
Sie weiß genau was Salina mit dieser Äusserung meint und nur für einen kurzen Augenblick als Salinas Augen kurz aufloderten, bekam sie Angst.
Würde sie tatsächlich das Feuer gegen mich richten!
Natürlich würde sie dies tun, wenn sie eine Gefahr für sich und ihre Freunde sieht.
Ich bin die Gefahr die sie sieht, aber bin ich für sie keine Freundin mehr.
Sie hockt sich neben Salina und genießt die Nähe ihrer Gefährtin.
"Ich fühle mich ausgeruht doch das macht es für mich nicht einfacher, ich weiß was gestern Geschehen ist und ich schäme mich für die Dinge die passiert sind..
Sie schaut Salina mit einem gequälten Ausdruck in den Augen an.
"Und ich fürchte mich vor den Dingen die noch geschehen könnten. Ich fühle mich im Augenblick ausserstande dem Ganzen etwas entgegen zu setzen."
Sie schluckt hörbar, bevor sie weiter spricht.
"Salina ich habe Angst mich selber zu verlieren, bitte das dürft ihr nicht zulassen."
Der nächste Satz fällt ihr deutlich schwerer, so als würde es sie eine ungeheure Überwindung kosten ih überhaupt auszusprechen.
"Laßt andere ein Blick darauf werfen, dann seid nicht ihr es die ich vielleicht verletze" Sie schüttelt den Kopf.
Nein lasst es lieber sein, ihr würdet es nur bereuen.
Salinas Blick ist mitleidvoll und prüfend zugleich und erst nach einer Weile antwortet sie ihr:
"Du hast Recht,wenn du vorschlägst, dass andere sich ... deine Situation anschauen sollten - andere, die dir weniger nahe sind und so hoffentlich weniger Gefahr laufen, dass das, was dort in dir nistet, sie so leicht erreichen kann. Ich weiß, dass Sharin im Herbst in Stauchen an der Akademie zu einem Gastvortrag geladen ist - Merkurius hat dies Edda erzählt - und ich werde die Gelegenheit nutzen, sie um Hilfe zu bitten. Vielleicht weiß sie sogar noch weitere, die sie dabei unterstützen können."
Besorgt nimmt sie Cirnea in die Arme. "Die Frage ist aber, ob du noch diesen einen Monat durchhalten kannst...keine Frage, dass wir dir helfen, aber..."
Sie bricht ab, sie muss Cirnea nicht ausmalen, in welcher Situation sie sich befindet. Für einige Augenblicke hält sie ihre Freundin nur fest und genießt es, dass sie in ihrer umarmenden Erwiderung Cirnea fühlt.
Nach einer Weile setzt sie vorsichtig an: "Du weißt, dass wir uns - auch ohne dich - über das unterhalten müssen, was da geschehen ist und welche Hintergründe und Möglichkeiten wir vielleicht vermuten? - Wir können nicht sicher sein, dass das Dunkle uns ansonsten vorgreift und Gegenmaßnahmen ergreift, die dir und uns schaden..."
"Ich bitte dich nur um eins, führt eure Unterhaltung so das ich es nicht merke, sonst ergreife ich noch Gegenmaßnahmen und das ist das letzte was ich euch antun möchte."
Ernst schaut sie bei diesen Worten Salina an, in der Hoffnung das sie versteht.
Sie genießt die Nähe ihrer Freundin und wünscht sich, das sie ihre Gedanken und Gefühle so lange wie möglich unter Kontrolle halten kann.
"Ich habe Angst nach Stauchen zu reisen. Stell dir vor, ich sage dort Dinge die Dir oder den Anderen vielleicht schaden könnten. Du weißt das unsere Frist bereits abgelaufen ist wenn wir dort ankommen. Vielleicht hat Halvard ja Recht und wir sollten uns dort besser nicht Blicken lassen."
Traurig schaut sie bei diesen Worten ins Feuer.
"Wie gerne würde ich endlich wissen wo ich hin gehöre, doch nicht wenn der Preis ein Verrat an meinen Freunde ist. Bitte denk daran wenn du handeln musst."
Es fällt ihr schwer darüber zu sprechen, doch sie möchte es tun bevor ihre Gedanken wieder abdriften und sie wieder verletzend wird.
"Es gibt so viele Dinge die ich noch tun muss und ich hoffe das ich diesen Monat durchhalte. Was ich dafür tun kann, werde ich tun das darfst du mir glauben. Hauptsache ihr lasst euch nicht abschrecken, das ist im Augenblick meine größte Angst."
Cirnea erhebt sich nach ihren letzten Worten, weil sie es neben ihrer Freundin nicht mehr aushält.
"Ich muss ein wenig allein sein und werde eine Runde spazieren gehen, vielleicht sind die anderen ja bis dahin zurück"
. Sie schenkt Salina noch ein aufmunterndes Lächeln und verschwindet auf einem der Wildpfade die an ihrer Hütte vorbei führen.
Sie werden nach und nach abspringen, weil sie Angst haben ich könnte ihnen etwas antun. Doch ich werde sie nicht brauchen, ich schaffe das auch ohne sie.
Im ersten Moment will Salina ihr folgen, als sie aus den Augenwinkeln eine bekannte huschende Bewegung wahrnimmt - Elindal.
Unter seinem wachenden Blick und mit seinem leisen Schritt ist er sicher der bessere Hüter in diesem Falle. Mit einem Lächeln lässt sie sich zurücksinken. Die Nacht war erholsam, aber die Ereignisse des letzten Abends hallen wie dunkle, schwere Echos in ihrem Geist nach...
Cirnea läuft ziellos durch den Wald, einfach nur weg vor den Gesprächen die ihr nicht behagen und ihr sinnlos erscheinen. Sie spürt das Elindal in der Nähe ist und ein freudloses Lächeln gleitet über ihr Gesicht.
Jetzt wo es zu spät ist, wird sie bewacht wie ein Schwerverbrecher, hätte er nicht früher da sein können, dann wäre dies alles sicher nicht geschehen.
Ihre Hand gleitet in ihren Lederbeutel und umschließt die scharf, geschliffene Muschel. Es könnte ganz einfach sein1
Nein, ich muss doch noch so viele Dinge tun und so einfach sollen es die anderen nicht haben. Sie sollen auch leiden, das ist nur gerecht.
Sollen sie nur reden, dann sind sie beschäftigt und ich werde schon herausbekommen was sie vorhaben.
Diesmal ist ihr Gesicht eher eine Grimasse und es ist gut das keiner ihrer Gefährten dies sieht.
Langsam wendet sie sich wieder dem Lagerplatz zu. Sie hat sich lang genug von den anderen fern gehalten, nun heißt es zuhören und handeln wenn es nötig ist.
Auf dem Rückweg beschließt sie nicht am Lagerplatz vorbei zu gehen, sondern von hinten zu ihrer Hütte zurück zu kehren. So würde man sie nicht sehen und da Elindal bis jetzt als unsichtbarer Schatten hinterher gehuscht war, würde er sie in der Hütte auch nicht stören.
Sie huscht hinein und war dankbar dort keinen anzutreffen.
Ganz in Ruhe geht sie nun ihren Kräutervorrat durch und überlegt dann wo sie die fehlenden Kräuter für einen Schlaftrank finden könnte. Sie hat keine Lust mehr von ander Abhängig zu sein und wollte dies lieber selber in die Hand nehmen. Heute würde es jedoch zu spät sein, doch morgen mit dem Sonnenaufgang würde sie zu ihrer Suche aufbrechen. Schließlich kannte sie die Umgebung wie ihren eigenen Reisekorb und ausser ihr sammelt sonst niemand in der Umgebung Kräuter.
Nachdem sie dies erledigt hatte, nahm sie ein kleines braunes Buch zur Hand, sowie Feder und Tinte und begann zu schreiben.
Dies konnte sie nur solange sie allein war und niemand neugierige Fragen stellte.....
Auch wen sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten war an weiter schreiben nicht zu denken, also legte sie alle Utensilien unter ihre Schlafstätte und hoffte das die anderen endlich wieder zurückkamen. Hatte sie Salina nicht gesagt sie wollte ein wenig alleine sein, dann sollte sie vielleicht besser zu den anderen gehen um zu zeigen das sie Gesellschaft haben wollte.
Sie wollen meine Anwesenheit nicht, ich würde ihre Gespräche stören.
Sicher werden sie sich freuen mich ein wenig munterer zu sehen. Sie legte sich ihren Umhang über die Schulter und ging zu dem Lagerfeuer das vor dem Haus brannte. Mit erstaunen stellte sie fest das die Dämmerung bereits eingesetzt hatte, viel zu lange hatte sie in der Hütte gehockt und in ihre Notizen gemacht.
Vielleicht war Celisa ja wieder zurück sowie Elindal und Halvard, dann könnte es ja richtig nett werden am Lagerplatz. Mit ungewohnt leichtem Schritt nähert sie sich dem Lagerfeuer in der Hoffnung die andern dort anzutreffen.
Als sie das Lagerfeuer erreicht oder besser das was davon übrig ist, macht sich Enttäuschung breit. Nicht einer ihrer Gefährten ist dort und auch nachdem sie sich ein wenig umgesehen hatte konnte sie auch nicht ausmachen wohin alle verschwunden waren. Wieder ein Abend alleine!
Mit hängenden Schultern ging sie zur Hüte zurück und machte dort alle Kerzen an die sie finden konnte, wenigstens wollte sie nicht im Dunkeln sitzen.
Dann schloß sie die Türe und legte sich auf ihre Felle, vielleicht gelang es ihr ja die Stimmen endlich zu vertreiben. Ihre Freunde schienen ihr ja nicht helfen zu wollen, also musste sie alleine nach Möglichkeiten suchen. Morgen würde sie in aller Frühe aufbrechen und nach den fehlenden Kräutern suchen, bevor sie dann zum Konvent weiter reisen würde, wenn die anderen nichts mit ihr zu tun haben wollen würde sie ebend alleine los ziehen, dies war schließlich nicht das erste mal.
Mit leiser Stimme begang sie eine Melodie zu summen und versuchte dabei an den Clanthin zu denken, es ist fast so als wolle sie den Ort heraufbeschwören und darin abtauchen. Der Gesang wird in ihren Ohren fast zu einem Rauschen oder ist es der Wellenschlag des Meeres, sie läßt sich einfach fallen und gleitet mit nur einen Augenblick zur Ruhe kommen....
Als Cirnea die Augen und ihre Sinne wieder öffnet, sitzt Salina neben ihr und lauscht mit glänzenden Augen. "Es freut mich, dich so zu hören und zu sehen."
Sie rutscht an ihre Seite und hält ihr ein Papier hin.
"Von Agathe", erklärt sie, "sie bittet mich nach Rathelsbeck, wohin ich mich nach Estradam aufmachen werde. Es geht um Vermögensdinge und sie erinnert mich daran, dass ich eigentlich mit ihr zusammen nach Stauchen ziehen wollte." Salina seufzt. Dann tippt sie auf den letzten Abschnitt. Cirnea liest ihn halblaut und mit wachsender Sorge:
"... Ich möchte auch Cirnea und ihre Freunde bitten, mich zum Ende des nächsten Monats hin aufzusuchen. Ich werde mich dann voraussichtlich im Süden des Landes befinden, auf Burg Weldendt, wo - du erzähltest es mir - vor 4 Jahren das begann, was in den letzten Monaten mehr und mehr Dörfer mit gefährlichen Ideen und unheilvollen Predigten in Brand steckt. Jenen Ort halte ich vor dem Hintergrund seiner Geschichte für geeignet, all jene einmal um Stellungnahme zu bitten, die mit solcherart Steinen an Ketten und in Beuteln umherziehen und offensichtlich vergessen, welche Verantwortung sie übernehmen, wenn sie sich offen gegen etwas wenden, das ganze Generationen in Tugend und Frieden gemeinsam getragen hat. Ich bitte um eine Aussprache - nicht selbstlos, will ich mein eigenes Gewissen doch beruhigen, das sich mehr und mehr gegen die Skrupellosigkeit wehrt, mit welcher gutmütige und ehrliche Bauern zu Klage und sogar Mord getrieben werden. Trotz all jener Umstände freue ich mich, dich wieder auf Rathelsbeck begrüßen zu dürfen. Ich hoffe auf dein baldiges Kommen. Agathe."
Cirnea lässt die Nachricht langsam in ihren Schoß sinken. Salina zieht in gleicher Sorge die Augenbrauen hoch und schüttelt den Kopf. "Dukas´ Haltung fordert diesen Schritt von Agahte - das musst du einsehen. Und von dem, was man aus Stauchen hört, gehen jetzt auch nicht-inquisitorische Fürsten mit harter Hand gegen Aufrührer vor." Sie streicht Cirnea über die Schulter. "Wenn Elindal bei dir bleibt, werde ich mich mit Ianadil so bald als möglich nach Stauchen aufmachen. Ich glaube, ich sollte Agathes Geduld nicht länger herausfordern. Und morgen früh brechen wir nach Estradam auf. Sicher werden die anderen bis dahin zurück sein, damit wir gemeinsam reisen können."
Mit einem Blick auf Cirneas Kräutersammlung nickt sie anerkennend. "Ich denke, diese Nacht wirst du gut schlafen, oder?"
" Wenn du nichts dagegen hast Salina, möchte ich sofort mit dir nach Stauchen reisen.Während du bei Agathe bist, würde ich mich gerne ein wenig im Land umhören und mitbekommen wie es zu diesen Unruhen kommt. Ich verspreche dir auch zu schweigen, wobei es überhaupt nicht mein Anliegen war den sechs Faucher Glauben laut in die Gegend zu posaunen."
Sie schüttelt den Kopf und ihr Gesichtsausdruck wird sehr ernst als sie Salina anschaut.
"Wir hätten die Steine nicht bekommen dürfen, ich glaube einfach wir sind noch nicht so weit. Die Unruhen die es im Land gibt sprechen ihre eigenen Worte und wenn ich es könnte würde ich es gerne Rückgängig machen.
Jetzt leiden Unschuldige für etwas das wir unüberlegt in Gang gesetzt haben.
Ich weiß nicht wie wir Dukas davon abringen können er ist so überzeugt von dem was er tut, das ich es schon fanatisch nennen möchte. Kein Gespräch mit ihm war in vernünftige Bahnen zu lenken und im Augenblick fühle ich mich auch nicht wirklich als Gesprächspartner geeignet."
Sie rutscht näher an Salina heran, froh die Nacht nicht alleine verbringen zu müssen.
"Du kannst Agathe ausrichten das ich mich sehr über ihre Einladung gefreut habe und Selbstverständlich zu diesem Treffen kommen werde. Ausserdem versuche ich meine Problem in den Griff zu bekommen, doch lösen kann ich dies nur mit eurer Hilfe."
Dabei blickt sie Salina ernst an.
"Ich weiß das es mit mir im Augenblick schwierig ist, doch ich versuch mein bestest dies zu Ändern. Leider gelingt es mir nicht immer und ich hoffe das ich der Gräfin gegenüber nicht verletztend war oder dir in irgend einer Weise geschadet habe?"
"Genug geredet, lass uns morgen früh aufbrechen ich glaube ich brauche frischen Wind um die Nase."
Ganz leise stimmt sie nun eine Melodie an die auch für Salina völlig fremd war, in dem aber das Gefühl von Hoffnung mitklang . Solange sie sang waren die Stimmen verschwunden und sie fühlte sich wohl.
Es war noch dunkel als Cirnea sich von ihrem Lager erhob und fast über Halvard, Celissa und Elindal gestolpert wäre. Sie muss tatsächlich so tief geschlafen das sie
ihre Freunde nicht gehört hatte.
Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, das konnte nur ein schöner Tag werden, sie war ausgeschlafen und fühlte sich gut.
Nachdem sie die anderen geweckt hatte und sie ein kurzes Frühstück zu sich genommen hatten, verließen sie gemeinsam die Hütte.
Tiefe Dunkelheit hat sich über die Hütte gesenkt und Stille war eingekehrt, die letzten Gäste hatten die Hütte verlassen.
Celissa und der Botschafter haben sich als letzte aufgemacht Edda musste zurück nach Stauchen, da sie in die Dienste der Königin tritt. Sahanja hat sie begleitet weil sie zurück in den Clantin möchte.
Und Salina und Halward sind nach den Ereignissen an der Hütte noch nicht wieder zurück gekehrt. Der Nachmittag war nicht so verlaufen wie sie es erhofft hatte und die Ratlosigkeit ihrer Gefährten, trägt nicht gerade dazu bei ihr Hoffnung zu geben.
Was war nur geschehen, warum verletzt sie ihre Gefährten so, jeder versucht doch nur ihr zu Helfen.
Doch als sie Salina tröstend einen Arm um die Schulter legen wollte, wurde sie nur weggestoßen..
Ist das die Freundschaft von der sie immer spricht und die Verbundenheit unter den Wicca. Nein sie wollen mir nicht helfen, sondern nur ihr schlechtes Gewissen beruhigen.
Ihre Gedanken wandern zurück zu Tjorveld. Ob er immer noch gefangen ist in der Anderswelt oder ist es Vater Garvelt gelungen ihn wieder zurück zu holen. Wie es ihm wohl geht. Sie musste unbedingt einen Brief an ihn schreiben, das es ihr gut geht und sie den Weg zurück geschafft hatte. Sie war froh den anderen endlich die Ereignisse in der Schreibstube erzählt zu haben. Aber haben sie ihr Handeln wirklich verstanden, sie war Heilerin und musste doch helfen.
Ja mein Handeln war richtig, wie können sie es nur in Frage stellen und mir Vorwürfe machen.
Die Stille in der Hütte wird plötzlich erdrückend und der Kerzenschein scheint Fratzen an die Wand zu werfen. Cirneas Blick wandert in ihre Kräuterecke und sie überfliegt kurz die Reste, die leider nicht ausreichen für einen Schlaftrank
und Celissa hat sich geweigert ihr noch einen zu brauen. Wie sollte sie die Nacht überstehen, alle waren weg und hatten sie wieder alleine gelassen. Wo war Elindal er hat doch gesagt er würde bei ihr bleiben, merkte er den nicht das die Angst sie fast zerfrass.
Sie kroch in eine Ecke und ihr Blick verlor sich in den Flammen, leises Füstern scheint aus den Ecken der Hütte zu kommen und sie auszufüllen.
Die ersten Sonnenstrahlen malen ihre Muster auf die Schafsfelle und Cirnea streckt ihre steifen Glieder . Dabei entgleitet ihr die Muschelschale, die sie am Vortag scharf geschliffen hatte, aus den kraftlosen Fingern.
Dunkle Ränder unter den Augen zeugen von einer weiteren schlaflosen Nacht.
Ihr unruhiger Blick wandert durch die leere Hütte und zu der letzten brennenden Kerze, die sie nun auspustet. Dann nimmt sie die Muschelschale auf und läßt sie in ihrem Geldbeutel verschwinden. Vorsichtig erhebt sie sich und verläßt die Hütte.
Draußen ist die Luft klar und kühl und ausser ein paar Meisen die ein paar Krümmel aufpicken, ist es still und friedlich.
Ist es nicht das was sie wollte, endlich einmal Ruhe haben und nicht ständig die Blicke der anderen in ihrem Rücken spüren.
Sie sprechen über mich, wenn ich ihnen den Rücken zudrehe. Sie reden über die Fehler die ich gemacht habe.
Doch jetzt wo niemand da ist, fühlte sie sich einsam und allein gelassen. Vielleicht sollte sie einfach verschwinden, dann musste sich niemand mehr Gedanken machen. Langsam setzt sie einen Fuß vor den anderen und entfernt sich von der Hütte.
"Du bist schon auf?" Erschrocken zuckt Cirnea zusammen. Wie ertappt fühlt sie sich, als sie in Salinas offene, wenn auch fragende Augen sieht, die ihr ungezwungen entgegen blicken, während Salinas Silhouette sich aus dem nahen Buschwerk schält. Ausweichend gleitet Cirnea auf einen der freien Plätze am langsam erglimmenden Lagerfeuer - als ob sie es von vorne herein so geplant hätte.
Salina wartet nicht auf eine Antwort, sondern drückt ihr den dampfenden Becher Tee in die Hand, bevor sie sich zur Hütte wendet, um einen zweiten Becher für sich selbst zu füllen.
"Ich habe deinen Kaffeevorrat nicht gefunden und wollte dich nicht wecken." Mit einem besorgten Blick auf Cirneas dunkel umrahmte Augen fügt sie hinzu: "Und ich wollte dir die wenigen Augenblicke Schlaf nicht nehmen, die du offensichtlich nur gehabt hast."
Ihre Gefährtin antwortet nicht darauf, sondern schaut sich suchend um. Salina scheint Cirneas Suchrichtung zu erahnen, als sie die ungestellte Frage beantwortet: "Elindal und Halvard suchen etwas zum Frühstück. Und Celissa und Sahanya sind sehr früh aufgebrochen, um einige Kräuter zu finden, die der Morgentau aromatischer und wirksamer macht. Sie sind sicher zur Mittagszeit wieder zurück."
Geschäftigt räumt sie in der Vorratskiste herum und fischt schließlich einen Laib Brot und etwas Käse heraus. Beides stellt sie zwischen sich und Cirnea, die ihr teilnahmslos zuschaut, die Augen auf etwas anderes als ihre Handlung gerichtet.
Der Becher in ihre Hand verströmt einen angenehmen Duft.
Warum bin ich hier und was wollte ich eigentlich draußen.
Ich war allein in der Hütte mit all den Stimmen und niemand war da, alle sind ihrer Wege gezogen und haben mich zurück gelassen.
Sie versucht in ihrem Gedächnis nach etwas bekanntem zu suchen, sich zu erinnern was sie mit diesem Ort verbindet. Es muss doch schöne Erinnerungen geben.
Ihr Blick gleitet zum Becher in ihrer Hand aus dem Dampf aufsteigt und warm in ihr Gesicht schlägt.
Und dann ist er endlich da, nur ein flüchtiger Gedanke an eine gesellige Runde in ihrer Hütte. Elindal hat gesungen.
Der Blick der ebend noch ins Nichts abdriftete, wird klar und ein Lächeln huscht über Cirneas Gesicht, als sie langsam den Inhalt des Bechers trinkt.
Warm rinnt er ihre Kehle hinunter und breitet sich in ihrem Körper aus. Jetzt erst merkt sie das ihr Umhang in der Hütte geblieben ist und der Morgen doch recht kühl ist.
Sie schaut Salina mit einem dankbaren Lächeln an, so als wollte sie alles vergangene einfach wegwischen.
Du darfst das Vergangene nicht vergessen, die Ungerechtigkeiten und Vorwürfe der anderen.
Ihr Gesicht nimmt wieder einen angespannten Ausdruck an, als sie wild den Kopf schüttelt so als wolle sie etwas abschütteln.
Sie wendet sich wieder Salina zu." Danke, für den Tee er wärmt und vertreibt die dunklen Gedanken."
Sie schaut ihr nun direkt in die Augen und streckt eine Hand nach ihr aus, "Bitte Salina, kannst du dich zu mir setzen mir ist so kalt, wenn du bei mir bist fühle ich mich sicherer. Ausserdem bin ich so furchtbar müde und möchte gerne für einen Augenblick meine Augen schließen."
Sie wird mich wieder wegstoßen, sie traut mir nicht.
Langsam läßt sie ihre Hand sinken, doch in ihren Augen schimmert immmer noch ein wenig Hoffnung.
Salina greift ihre Hand und zieht sich zu ihr. Ihre Bewegungen sind fließend und sie drückt Cirnea mit einer liebevollen Umarmung an sich. Ihre Gefährtin wird kaum das kurze Zögern vor dieser - ach so bekannten - Bewegung gesehen haben.
Die Erinnerungen an den letzten Abend treten vor Salinas geistiges Auge, während sie ihren Kopf auf Cirneas müdes Haupt legt: das Ziehen und Zerren in alle Richtungen und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren in der Erkenntnis des Vergessens...
Mit einem Ruck fährt sie hoch. Cirnea schaut sie erschrocken an. Salina schüttelt nur kaum merkbar den Kopf. "Nichts", flüstert sie, "es ist nichts", bevor sie aufsteht und kurz in der Hütte verschwindet, um mit zwei Umhängen zurück zu kommen, von denen sie einen um Cirneas Schultern legt, den zweiten um sich selbst wickelt und sich dann wieder neben sie setzt in einer ... lockereren Umarmungshaltung als vorhin.
"Ich habe Agathe noch eine Nachricht zukommen lassen, dass sie doch wieder - ohne uns - zurück nach Rathelsbeck ziehen muss. Ich hoffe, sie hält es mir nicht nach." Salina seufzt und lässt sich wohlig zurücksinken, Cirnea sanft mit sich ziehend. "Elindal und Halvard werden wohl noch eine Weile brauchen, vielleicht findest du noch etwas Schlaf... " flüstert sie leise und ihre Stimme gleitet hinüber zu einer ruhigen Melodie, die Cirnea bald ganz zu umfangen weiß. Eine Weile traumloser Schlaf für ihre Gefährtin...etwas Ruhe und Kraft...
Als sie ihre Augen öffnet, steht die Sonne bereits hoch am Himmel und sie fühlt sich ausgeruht und entspannt. Hinter ihr brennt ein kleines Lagerfeuer , sie bleibt still liegen und lauscht auf die Geräusche ihrer Umgebung.
Diesen erholsamen Schlaf hat sie Salina zu verdanken, doch wo war sie.
Früher hat sie neben ihr gelegen wenn sie wach wurde, doch warum war sie nicht da.
Sie versucht sich an die Ereignisse des gestrigen Tags zu erinnern und die Erkenntnis trifft sie wie ein Schlag. !
Sie haben Angst, deshalb hielt man Abstand und ließ sie allein.
Was hatte sie nur getan, es sollte doch nur eine harmlose Untersuchung sein.
Ich musste mich doch schützen, ich werde nicht mehr zulassen das sie eine Untersuchung durchführen, wenn ich es verhindern kann.
Was sind das für verrückte Gedanken, wieso sollte ich eine Untersuchung ablehnen, ich möchte doch das sie mir helfen!
Aber das haben sie beim letzten Mal auch gesagt und jeder hat etwas anderes gemacht, sie werden mich durch ihre Unsicherheit, in Gefahr bringen.
Deshalb darf ich es nicht mehr zulassen.
Leise dreht sie sich auf ihrem Lager herum, um zu schauen ob Salina noch da ist.
Sie sitzt versunken vor dem Lagerfeuer und starrt abwesend in die knisternden Flammen mit den Gedanken weit fort.
Vorsichtig und ohne ein Geräusch zu machen schiebt sie ihren Umhang zur Seite und bewegt sich lauthlos auf Salina zu. Elindals Unterricht scheint Früchte zu tragen den Salina merkt nichts, ganz leicht legt sie ihr eine Hand auf die Schulter.
"Danke , der Schlaf hat gut getan."
Erschrocken fährt Salina herum. Erst jetzt bemerkt Cirnea, wie heiß die Haut ihrer Gefährtin glüht, als sei sie ganz Flamme und nicht nur in Augenkontakt mit dem Feuer. Ihre grünen Augen lodern für einen Moment - oder ist es eine Täuschung?
Cirnea will die Hand zurück ziehen, doch Salina greift nach ihr und legt sie an ihre Wange. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen.
"Deine Augen sind frei", sagt sie sanft und streicht mit der freien Hand Cirneas Haar aus der Stirn. "Ich gebe nicht auf, dass sie frei bleiben!"
Und das Funkeln in Salinas Augen scheint Cirnea vertraut und in seiner rigorosen Entschlossenheit fremd zugleich.
Sie weiß genau was Salina mit dieser Äusserung meint und nur für einen kurzen Augenblick als Salinas Augen kurz aufloderten, bekam sie Angst.
Würde sie tatsächlich das Feuer gegen mich richten!
Natürlich würde sie dies tun, wenn sie eine Gefahr für sich und ihre Freunde sieht.
Ich bin die Gefahr die sie sieht, aber bin ich für sie keine Freundin mehr.
Sie hockt sich neben Salina und genießt die Nähe ihrer Gefährtin.
"Ich fühle mich ausgeruht doch das macht es für mich nicht einfacher, ich weiß was gestern Geschehen ist und ich schäme mich für die Dinge die passiert sind..
Sie schaut Salina mit einem gequälten Ausdruck in den Augen an.
"Und ich fürchte mich vor den Dingen die noch geschehen könnten. Ich fühle mich im Augenblick ausserstande dem Ganzen etwas entgegen zu setzen."
Sie schluckt hörbar, bevor sie weiter spricht.
"Salina ich habe Angst mich selber zu verlieren, bitte das dürft ihr nicht zulassen."
Der nächste Satz fällt ihr deutlich schwerer, so als würde es sie eine ungeheure Überwindung kosten ih überhaupt auszusprechen.
"Laßt andere ein Blick darauf werfen, dann seid nicht ihr es die ich vielleicht verletze" Sie schüttelt den Kopf.
Nein lasst es lieber sein, ihr würdet es nur bereuen.
Warum wiedersprach sie sich nur immer selber.
Salinas Blick ist mitleidvoll und prüfend zugleich und erst nach einer Weile antwortet sie ihr:
"Du hast Recht,wenn du vorschlägst, dass andere sich ... deine Situation anschauen sollten - andere, die dir weniger nahe sind und so hoffentlich weniger Gefahr laufen, dass das, was dort in dir nistet, sie so leicht erreichen kann. Ich weiß, dass Sharin im Herbst in Stauchen an der Akademie zu einem Gastvortrag geladen ist - Merkurius hat dies Edda erzählt - und ich werde die Gelegenheit nutzen, sie um Hilfe zu bitten. Vielleicht weiß sie sogar noch weitere, die sie dabei unterstützen können."
Besorgt nimmt sie Cirnea in die Arme. "Die Frage ist aber, ob du noch diesen einen Monat durchhalten kannst...keine Frage, dass wir dir helfen, aber..."
Sie bricht ab, sie muss Cirnea nicht ausmalen, in welcher Situation sie sich befindet. Für einige Augenblicke hält sie ihre Freundin nur fest und genießt es, dass sie in ihrer umarmenden Erwiderung Cirnea fühlt.
Nach einer Weile setzt sie vorsichtig an: "Du weißt, dass wir uns - auch ohne dich - über das unterhalten müssen, was da geschehen ist und welche Hintergründe und Möglichkeiten wir vielleicht vermuten? - Wir können nicht sicher sein, dass das Dunkle uns ansonsten vorgreift und Gegenmaßnahmen ergreift, die dir und uns schaden..."
Cirnea schluckt bei den Worten Salinas.
"Ich bitte dich nur um eins, führt eure Unterhaltung so das ich es nicht merke, sonst ergreife ich noch Gegenmaßnahmen und das ist das letzte was ich euch antun möchte."
Ernst schaut sie bei diesen Worten Salina an, in der Hoffnung das sie versteht.
Sie genießt die Nähe ihrer Freundin und wünscht sich, das sie ihre Gedanken und Gefühle so lange wie möglich unter Kontrolle halten kann.
"Ich habe Angst nach Stauchen zu reisen. Stell dir vor, ich sage dort Dinge die Dir oder den Anderen vielleicht schaden könnten. Du weißt das unsere Frist bereits abgelaufen ist wenn wir dort ankommen. Vielleicht hat Halvard ja Recht und wir sollten uns dort besser nicht Blicken lassen."
Traurig schaut sie bei diesen Worten ins Feuer.
"Wie gerne würde ich endlich wissen wo ich hin gehöre, doch nicht wenn der Preis ein Verrat an meinen Freunde ist. Bitte denk daran wenn du handeln musst."
Es fällt ihr schwer darüber zu sprechen, doch sie möchte es tun bevor ihre Gedanken wieder abdriften und sie wieder verletzend wird.
"Es gibt so viele Dinge die ich noch tun muss und ich hoffe das ich diesen Monat durchhalte. Was ich dafür tun kann, werde ich tun das darfst du mir glauben. Hauptsache ihr lasst euch nicht abschrecken, das ist im Augenblick meine größte Angst."
Cirnea erhebt sich nach ihren letzten Worten, weil sie es neben ihrer Freundin nicht mehr aushält.
"Ich muss ein wenig allein sein und werde eine Runde spazieren gehen, vielleicht sind die anderen ja bis dahin zurück"
. Sie schenkt Salina noch ein aufmunterndes Lächeln und verschwindet auf einem der Wildpfade die an ihrer Hütte vorbei führen.
Sie werden nach und nach abspringen, weil sie Angst haben ich könnte ihnen etwas antun. Doch ich werde sie nicht brauchen, ich schaffe das auch ohne sie.
Im ersten Moment will Salina ihr folgen, als sie aus den Augenwinkeln eine bekannte huschende Bewegung wahrnimmt - Elindal.
Unter seinem wachenden Blick und mit seinem leisen Schritt ist er sicher der bessere Hüter in diesem Falle. Mit einem Lächeln lässt sie sich zurücksinken. Die Nacht war erholsam, aber die Ereignisse des letzten Abends hallen wie dunkle, schwere Echos in ihrem Geist nach...
Cirnea läuft ziellos durch den Wald, einfach nur weg vor den Gesprächen die ihr nicht behagen und ihr sinnlos erscheinen. Sie spürt das Elindal in der Nähe ist und ein freudloses Lächeln gleitet über ihr Gesicht.
Jetzt wo es zu spät ist, wird sie bewacht wie ein Schwerverbrecher, hätte er nicht früher da sein können, dann wäre dies alles sicher nicht geschehen.
Ihre Hand gleitet in ihren Lederbeutel und umschließt die scharf, geschliffene Muschel. Es könnte ganz einfach sein1
Nein, ich muss doch noch so viele Dinge tun und so einfach sollen es die anderen nicht haben. Sie sollen auch leiden, das ist nur gerecht.
Sollen sie nur reden, dann sind sie beschäftigt und ich werde schon herausbekommen was sie vorhaben.
Diesmal ist ihr Gesicht eher eine Grimasse und es ist gut das keiner ihrer Gefährten dies sieht.
Langsam wendet sie sich wieder dem Lagerplatz zu. Sie hat sich lang genug von den anderen fern gehalten, nun heißt es zuhören und handeln wenn es nötig ist.
Auf dem Rückweg beschließt sie nicht am Lagerplatz vorbei zu gehen, sondern von hinten zu ihrer Hütte zurück zu kehren. So würde man sie nicht sehen und da Elindal bis jetzt als unsichtbarer Schatten hinterher gehuscht war, würde er sie in der Hütte auch nicht stören.
Sie huscht hinein und war dankbar dort keinen anzutreffen.
Ganz in Ruhe geht sie nun ihren Kräutervorrat durch und überlegt dann wo sie die fehlenden Kräuter für einen Schlaftrank finden könnte. Sie hat keine Lust mehr von ander Abhängig zu sein und wollte dies lieber selber in die Hand nehmen. Heute würde es jedoch zu spät sein, doch morgen mit dem Sonnenaufgang würde sie zu ihrer Suche aufbrechen. Schließlich kannte sie die Umgebung wie ihren eigenen Reisekorb und ausser ihr sammelt sonst niemand in der Umgebung Kräuter.
Nachdem sie dies erledigt hatte, nahm sie ein kleines braunes Buch zur Hand, sowie Feder und Tinte und begann zu schreiben.
Dies konnte sie nur solange sie allein war und niemand neugierige Fragen stellte.....
Auch wen sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten war an weiter schreiben nicht zu denken, also legte sie alle Utensilien unter ihre Schlafstätte und hoffte das die anderen endlich wieder zurückkamen. Hatte sie Salina nicht gesagt sie wollte ein wenig alleine sein, dann sollte sie vielleicht besser zu den anderen gehen um zu zeigen das sie Gesellschaft haben wollte.
Sie wollen meine Anwesenheit nicht, ich würde ihre Gespräche stören.
Sicher werden sie sich freuen mich ein wenig munterer zu sehen. Sie legte sich ihren Umhang über die Schulter und ging zu dem Lagerfeuer das vor dem Haus brannte. Mit erstaunen stellte sie fest das die Dämmerung bereits eingesetzt hatte, viel zu lange hatte sie in der Hütte gehockt und in ihre Notizen gemacht.
Vielleicht war Celisa ja wieder zurück sowie Elindal und Halvard, dann könnte es ja richtig nett werden am Lagerplatz. Mit ungewohnt leichtem Schritt nähert sie sich dem Lagerfeuer in der Hoffnung die andern dort anzutreffen.
Als sie das Lagerfeuer erreicht oder besser das was davon übrig ist, macht sich Enttäuschung breit. Nicht einer ihrer Gefährten ist dort und auch nachdem sie sich ein wenig umgesehen hatte konnte sie auch nicht ausmachen wohin alle verschwunden waren. Wieder ein Abend alleine!
Mit hängenden Schultern ging sie zur Hüte zurück und machte dort alle Kerzen an die sie finden konnte, wenigstens wollte sie nicht im Dunkeln sitzen.
Dann schloß sie die Türe und legte sich auf ihre Felle, vielleicht gelang es ihr ja die Stimmen endlich zu vertreiben. Ihre Freunde schienen ihr ja nicht helfen zu wollen, also musste sie alleine nach Möglichkeiten suchen. Morgen würde sie in aller Frühe aufbrechen und nach den fehlenden Kräutern suchen, bevor sie dann zum Konvent weiter reisen würde, wenn die anderen nichts mit ihr zu tun haben wollen würde sie ebend alleine los ziehen, dies war schließlich nicht das erste mal.
Mit leiser Stimme begang sie eine Melodie zu summen und versuchte dabei an den Clanthin zu denken, es ist fast so als wolle sie den Ort heraufbeschwören und darin abtauchen. Der Gesang wird in ihren Ohren fast zu einem Rauschen oder ist es der Wellenschlag des Meeres, sie läßt sich einfach fallen und gleitet mit nur einen Augenblick zur Ruhe kommen....
Als Cirnea die Augen und ihre Sinne wieder öffnet, sitzt Salina neben ihr und lauscht mit glänzenden Augen. "Es freut mich, dich so zu hören und zu sehen."
Sie rutscht an ihre Seite und hält ihr ein Papier hin.
"Von Agathe", erklärt sie, "sie bittet mich nach Rathelsbeck, wohin ich mich nach Estradam aufmachen werde. Es geht um Vermögensdinge und sie erinnert mich daran, dass ich eigentlich mit ihr zusammen nach Stauchen ziehen wollte." Salina seufzt. Dann tippt sie auf den letzten Abschnitt. Cirnea liest ihn halblaut und mit wachsender Sorge:
"... Ich möchte auch Cirnea und ihre Freunde bitten, mich zum Ende des nächsten Monats hin aufzusuchen. Ich werde mich dann voraussichtlich im Süden des Landes befinden, auf Burg Weldendt, wo - du erzähltest es mir - vor 4 Jahren das begann, was in den letzten Monaten mehr und mehr Dörfer mit gefährlichen Ideen und unheilvollen Predigten in Brand steckt. Jenen Ort halte ich vor dem Hintergrund seiner Geschichte für geeignet, all jene einmal um Stellungnahme zu bitten, die mit solcherart Steinen an Ketten und in Beuteln umherziehen und offensichtlich vergessen, welche Verantwortung sie übernehmen, wenn sie sich offen gegen etwas wenden, das ganze Generationen in Tugend und Frieden gemeinsam getragen hat. Ich bitte um eine Aussprache - nicht selbstlos, will ich mein eigenes Gewissen doch beruhigen, das sich mehr und mehr gegen die Skrupellosigkeit wehrt, mit welcher gutmütige und ehrliche Bauern zu Klage und sogar Mord getrieben werden. Trotz all jener Umstände freue ich mich, dich wieder auf Rathelsbeck begrüßen zu dürfen. Ich hoffe auf dein baldiges Kommen. Agathe."
Cirnea lässt die Nachricht langsam in ihren Schoß sinken. Salina zieht in gleicher Sorge die Augenbrauen hoch und schüttelt den Kopf. "Dukas´ Haltung fordert diesen Schritt von Agahte - das musst du einsehen. Und von dem, was man aus Stauchen hört, gehen jetzt auch nicht-inquisitorische Fürsten mit harter Hand gegen Aufrührer vor." Sie streicht Cirnea über die Schulter. "Wenn Elindal bei dir bleibt, werde ich mich mit Ianadil so bald als möglich nach Stauchen aufmachen. Ich glaube, ich sollte Agathes Geduld nicht länger herausfordern. Und morgen früh brechen wir nach Estradam auf. Sicher werden die anderen bis dahin zurück sein, damit wir gemeinsam reisen können."
Mit einem Blick auf Cirneas Kräutersammlung nickt sie anerkennend. "Ich denke, diese Nacht wirst du gut schlafen, oder?"
" Wenn du nichts dagegen hast Salina, möchte ich sofort mit dir nach Stauchen reisen.Während du bei Agathe bist, würde ich mich gerne ein wenig im Land umhören und mitbekommen wie es zu diesen Unruhen kommt. Ich verspreche dir auch zu schweigen, wobei es überhaupt nicht mein Anliegen war den sechs Faucher Glauben laut in die Gegend zu posaunen."
Sie schüttelt den Kopf und ihr Gesichtsausdruck wird sehr ernst als sie Salina anschaut.
"Wir hätten die Steine nicht bekommen dürfen, ich glaube einfach wir sind noch nicht so weit. Die Unruhen die es im Land gibt sprechen ihre eigenen Worte und wenn ich es könnte würde ich es gerne Rückgängig machen.
Jetzt leiden Unschuldige für etwas das wir unüberlegt in Gang gesetzt haben.
Ich weiß nicht wie wir Dukas davon abringen können er ist so überzeugt von dem was er tut, das ich es schon fanatisch nennen möchte. Kein Gespräch mit ihm war in vernünftige Bahnen zu lenken und im Augenblick fühle ich mich auch nicht wirklich als Gesprächspartner geeignet."
Sie rutscht näher an Salina heran, froh die Nacht nicht alleine verbringen zu müssen.
"Du kannst Agathe ausrichten das ich mich sehr über ihre Einladung gefreut habe und Selbstverständlich zu diesem Treffen kommen werde. Ausserdem versuche ich meine Problem in den Griff zu bekommen, doch lösen kann ich dies nur mit eurer Hilfe."
Dabei blickt sie Salina ernst an.
"Ich weiß das es mit mir im Augenblick schwierig ist, doch ich versuch mein bestest dies zu Ändern. Leider gelingt es mir nicht immer und ich hoffe das ich der Gräfin gegenüber nicht verletztend war oder dir in irgend einer Weise geschadet habe?"
"Genug geredet, lass uns morgen früh aufbrechen ich glaube ich brauche frischen Wind um die Nase."
Ganz leise stimmt sie nun eine Melodie an die auch für Salina völlig fremd war, in dem aber das Gefühl von Hoffnung mitklang . Solange sie sang waren die Stimmen verschwunden und sie fühlte sich wohl.
Es war noch dunkel als Cirnea sich von ihrem Lager erhob und fast über Halvard, Celissa und Elindal gestolpert wäre. Sie muss tatsächlich so tief geschlafen das sie
ihre Freunde nicht gehört hatte.
Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, das konnte nur ein schöner Tag werden, sie war ausgeschlafen und fühlte sich gut.
Nachdem sie die anderen geweckt hatte und sie ein kurzes Frühstück zu sich genommen hatten, verließen sie gemeinsam die Hütte.